Tag der Glatzen in Aue – Bericht, Teil 2

Nachdem im Ersten Teil von Macheten, Fingerfood und Verdacht auf 86a die Rede war, kommen wir nun zum zweiten und letzten Teil des Berichts vom „Tag der Sachsen“ in Aue.


Samstag – Unser schönes Aue (U.S.A.)

Wie jeder gute, zweite Tag einer PARTEI-Aktion beginnt er mit: Kater, Kaffee, Korn und einer zünftigen … Volksverhetzung! So jedenfalls sieht es das Ordnungsamt, das sich „Ortspolizei“ schimpfen darf und sehr eindeutige Vorstellungen davon hat, welche Plakatierung erlaubt und welche verboten gehört. Der PARTEI-Klassiker „Hier könnte ein Nazi hängen“, mittlerweile schon mehrere Male von deutschen Gerichten als KEINE Volksverhetzung abgeurteilt, ficht die beiden Glatzen von der Hilfspolizei so dermaßen an, dass sie mit Abhängung drohen.

Bewundernswert ist die Beliebtheit der beiden Glatzen im Ort. Während uns die Chefglatze der beiden erklärt, warum das Plakat schlimm illegal ist, kommt ein anderer einschlägiger Kerl (offenbar mit Orgafunktion, weil Funkgerät am Gürtel) und grüßt die Oberglatze mit Handschlag. Genosse B. erklärt kurz darauf „Der hatte ein Label-23-Shirt an. Das sind Fascho-Hools aus Cottbus“. Na toll, denken wir, da kommt zusammen, was zusammen gehört. Freie Nazis, Tag-der-Sachsen-Mitarbeiter, Securities, Ordnungsamt – man kennt sich und erfreut sich an einer gleichgeschalteten Weltsicht. So sieht eine solidarische Volksgemeinschaft aus!

Die O-Amt-Glatzen ziehen von dannen, und wir hängen das Plakat wieder auf. Allerdings: Wir stoppen diesmal die Zeit. Ob es auch 1,5 Stunden dauern wird, wie gestern, als die Feuerwehr einen ganz schlimmen Buttersäureangriff bei der AfD bereinigen sollte?
Unterdessen haben wir Aufpasser bekommen. Ein dutzend Bereitschaftspolizei stellt sich zwischen uns und die Freien Sachsen, und scheiße, bei der Gesellschaft werden sogar die scheiß Bullen zu Verbündeten.

Trotz aller Ablehnung die uns vonseiten der Auenländler entgegenschlägt – es gibt auch noch Hoffnung am Stand. Das Wetter ist deutlich besser und es verirren sich nicht nur Menschen an unseren Stand, die auf dem Weg zu den Freien Sachsen sind. Wir treffen sogar Linke!

Apropos Linke: Wir lassen es uns nicht nehmen, am Samstag bei den werten Landtagsparteien vorbeizuschauen. Am Stand der Linkspartei gibt es leichte Anteilnahme für unseren Stand auf der Antidemokratie-Meile, aber auch verschmitzte Häme. Wir würden sagen: Mutig! Bei den Wahlumfragen stehen die meisten von euch wohl beim nächsten Tag der Sachsen neben uns.

Unser Stand wiederum füllt sich im Laufe des Nachmittags mit freundlichen Gesichtern. Der Genosse L. aus Werdau beginnt Touren durch den Stollen anzubieten, die Leute sind begeistert. Der Genosse A. aus Werdau hat eine Gitarre mit und beschallt den halben Nachmittag den Stand mit dem PARTEI-Lied, während Jung und Alt fröhlich am Unglücksrad drehen. Sogar einige Punkerkids sind da, wir versorgen sie pflichtschuldig mit Dosenbier.

So langsam werden aber auch die Kameraden von nebenan immer besoffener. Nicht, dass sie für dieses wahnsinnige Blitzen in den Augen einen Drink bräuchten, aber besser wird es dadurch nicht. Zuerst knallt uns ein Typ, der aussieht als hätte er in einem HJ-Heimatfilm den prügelnden Bauernpatriarchen gespielt, einen Haufen Fähnchen auf den Tisch: „Hier, damit ihr mal was Ordentliches am Stand liegen habt“. Wir nehmen die Fahnen natürlich gerne an, denn wer weiß, wozu man die nochmal brauchen kann. Lowlight des Tages ist der Besuch von Martin Kohlmann, der einzige Nazi im Umkreis von 300 km, der ein abgeschlossenes Jurastudium vorweisen kann. Er wird freundlich aber bestimmt vom Stand gepöbelt.

Es dämmert uns, dass wir mit der Dämmerung wohl besser einen taktischen Rückzug in unsere Latifundie unternehmen. Außerdem muss irgendjemand massenhaft PARTEISticker in Aue verkleben. Vielleicht finden wir ja jemanden auf dem Rummel…


Sonntag – Posttraumatische Aue-Störung

Ab hier kann es nur noch besser werden. Zwei Tage haben wir überlebt, da schaffen wir bestimmt auch unverletzt die Abreise Flucht. Doch ein wichtiger Besuch steht noch aus – auf uns wartet die Blaulichtmeile!

Die Ordnungskräfte lassen sich nicht lumpen: Bundespolizei, Wasserwerfer, Bundeswehr, Kampftaucher, Reservisten, Bombenräumdienst, der Zoll und ein riesengroßer Poldi – alle sind sie da und alle haben sie tollen Merch rumliegen.

Die beste, und für unsere geschundenen Katerhirne noch gerade so leistbare, Aufgabe ist es, uns Hut und Kelle vom Zoll zu basteln. Ganze fünf (in Worten: 5) Genossen schaffen es in einem Gemeinschaftsakt die zwei Papierbögen auszuschneiden und zusammenzukleben. Hier bastelt die PARTEI für Eliteförderung!


Fazit

Und warum machten wir das eigentlich?
Die kurze Antwort (im Chor, halb gebrüllt vorzutragen) lautet: „Weil wir dumm sind!“.
Die lange Antwort müsste irgendwas mit Fahne hochhalten, sich nicht einschüchtern lassen, Haltung und Gesicht zeigen, dem grassierenden Stumpf- und Irrsinn entgegentreten, auf verlorenem Posten stehen, die Provinz nicht aufgeben, die Stimme erheben, Widerspruch oder gleich Widerstand leisten, den Anfängen wehren (welchen Anfängen eigentlich noch?).

Das sind alles ganz hübsche Formeln, und für eine Weile lebt es sich ganz gut mit dem Gefühl. Es baut einen auch immer soweit wieder auf, dass man am nächsten Wochenende, oder im nächsten Monat, oder wenigstens nächstes Jahr wiederkommen wird. Auch wenn es die Woche, den Monat, das Jahr drauf schon wieder etwas beschissener aussieht. Um alles kümmern kann sich eine winzige, aber machtgeile Partei wie Die PARTEI sowieso nicht. Das kann nicht einmal mehr die versammelte Linke links vom Nationalismus. Die demokratischen Landtagsparteien tauchen nicht einmal mehr da auf, wo es besonders weh tut, denn es tut überall gleich doll weh und am Ende wird den Grünen der Pavillon angezündet.  

Verbleibt weiterhin feuerfest und trotzt allem mit grinsendem Starrsinn,
Ihre PARTEI Sachsen

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